Es
scheint ein Naturgesetz zu sein, daß sich eine herrschen-de Gruppe
oder Klasse großen demokratischen Verände-rungen gegenüber
immer verschließt, denn solche vom einzelnen Bürger getragenen
Veränderungen sind in deren Ergebnissen nicht berechenbar
weder für den Bürger selbst noch für die Herrschenden.
Ein
umfassender demokratischer Entwicklungsprozeß auf Seiten der Bürger
bringt in einer mit diktatorischen Mechanismen gelenkten Gesellschaft
zwangsläufig große Veränderungen im Bereich der Macht
mit sich und ist immer mit einem Aufweichen oder einer Entstabilisie-rung
der herrschenden monopolistischen Machtverhält-nisse verbunden
wobei der einzelne Machtfunktionär um so mehr um sein ergattertes
Pöstchen bangen muß, je mehr er dieses mit Hilfe undemokratischer
Manipulationen ergattert hat.
Im
Falle eines echten dynamischen Demokratisierungs-prozesses beim Bürger
gilt dies für alle Teile der Gesellschaft gleichermaßen:
für die politische Welt genauso wie für die Wirtschaft, für
die Medien genauso wie für die Justiz bis hin zu den Gewerkschaften.
Und in der politischen Welt gilt dies für alle nicht wirklich demokratisch
etablierten Kräfte gleichermaßen: für die auf der Regierungsbank
Sitzenden ebenso wie für diejenigen in der Opposition.
Ihnen
allen gleitet im Falle eines grundlegenden demokra-tischen Entwicklungsprozesses
auf Seiten der Bürger die Kontrolle über ihr Machtpotential
aus den Händen; sie verlieren ihre begrenzten fixierten Orientierungspunkte
für die Zukunft aus den Augen ihnen verbleibt nur noch die
Gewißheit: daß der Bürger morgen besser entscheiden
wird als heute und übermorgen besser als morgen wie immer
er auch jeweils im einzelnen entscheiden mag.
Das
im Prozeß der freien Gewissens- und Willensbildung sich entfaltende
demokratische Bewußtsein entzieht sich sogar beim einzelnen selbst
dessen äußerer, vorprogram-mierter Kontrolle ist auch
für ihn selbst nach keiner Seite hin manipulierbar.
Dies rührt daher, daß der Prozeß der freien Gewissens-
und Willensbildung nur dem ureigenen Gewissen des einzelnen unterworfen
und nur für den freien Willen erfaßbar ist.
Doch
wer kennt schon sein ureigenstes Gewissen? Wer weiß, was ihm die
innere Stimme des freien Willens morgen zuflüstern mag?
Dem
heutigen Bundesbürger wird mit Hilfe religiöser, ideologischer
und politischer Manipulationen, mit Hilfe fester Arbeitsroutinen und
mit Hilfe einer gutgelenkten Medien- und Unterhaltungsindustrie das
Lauschen nach der Stimme des eigenen Gewissens gezielt abgewöhnt.
Dadurch wird der Bürger kalkulier- und manipulierbar gemacht: politisch,
ideologisch, religiös, wirtschaftlich, arbeitsmäßig,
gesundheitsmäßig und sogar in seiner Freizeit.
Der
einzige Freiraum, der ihm geblieben ist, ist die Zeit seines Träumens
und seines Tiefschlafs den großen Zeitraum seines Wachbewußtseins
verplanen dagegen andere für ihn vollständig. Und so hat man
dem Bürger jenen bescheidenen Rest an Freiheit gelassen,
zwischen einem vorgegebenen und vorprogrammierten Festangebot von Parteien,
Arbeitsplätzen und Freizeitbeschäftigungen zu wählen
und doch wird ihm bei all diesen Angeboten nur ein und derselbe
Mix unter verschiedenen Namen angeboten. |