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Die musikalischen Grundlagen
der Insolvenz des Deutschen Musikrates
         
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DEUTSCHES MUSIKFORUM: Herr Hübner, Sie haben in doch relativ kurzer Zeit so unglaublich viele Werke geschaffen - wenn man sich die Leistung anderer heute lebender Komponisten ansieht: das ist ja dagegen überhaupt nichts - schon alleine vom Volumen her.

PETER HÜBNER: Diese Kollegen der Avantgarde bemühen sich offensichtlich, von außen mühsam zu komponieren. Ich habe einmal in einem Fernsehbericht gesehen, wie so jemand - es handelte sich um einen polnischen Komponisten, der wohl auch Leiter einer Musikhochschule ist - Noten schrieb.
Er schrieb eine Note, dann blickte er umher, wie wenn er etwas suchte, dann überlegte er, dann schrieb er wieder eine Note - wenn ich so arbeiten würde, dann würde ich natürlich für das von mir Aufgeschriebene Jahrtausende brauchen.
Aber beim Inspirierten verhält sich alles ganz anders: dieser muss ja gar nicht überlegen, wie und was er schreibt, denn es ist ja praktisch jenseits von Raum und Zeit alles auf einen Schlag da, er hat ja viel eher das Problem, dass er nicht schnell genug schreiben kann, was er weiß bzw. was er hört. Mozart hat dies schon treffend genug ausgesprochen.

     
                                   
   
„Etwa auf Reisen im Wagen oder beim Spazieren und in der Nacht, da kommen mir die Gedanken stromweis und am besten.
Die mir nun gefallen, behalte ich im Kopf und summe sie wohl auch für mich hin - wie mir andere wenigstens gesagt haben.
Halt ich das nun fest, so kommt mir bald eines nach dem anderen bei, nach Kontrapunkt, nach Klang der verschiedenen Instrumente usw.
Das erhitzt mir nun die Seele, wenn ich nämlich nicht gestört werde; da wird es immer größer, und ich breite es immer weiter und heller aus, und das Ding wird im Kopf wahrlich fast fertig, wenn es auch lang ist, so daß ich’s hernach gleichsam mit einem Blick im Geist übersehe, und es auch gar nicht nacheinander, wie es hernach kömmen muß, in der Einbildung höre, sondern wie gleich alles zusammen.
Alles das Finden und Machen geht in mir nun wie in einem schönen starken Traum vor. Aber das Überhören, so alles zusammen, ist doch das Beste.“
                                                  Mozart
   
   
                                   
 
Nun ist der besagte polnische Komponist ja wenigstens noch als Rektor einer Musikhochschule untergekommen - und in dieser Position braucht er auch keine Eingebung.

DEUTSCHES MUSIKFORUM: Hierzu hat sich ja auch Brahms geäußert.

     
                                   
         
   

Johannes Brahms
im Gespräch
mit dem berühmten
Geiger und Freund
Joseph Joachim:

„Johannes, und ich verstehe jetzt, warum du in dieser Hinsicht selbst mir gegenüber so zurückhaltend warst: Wir bewegen uns jetzt auf heiligem Boden. Aber wenn du glaubst, daß Bach, Mozart und Beethoven reichere Inspiration als dir geschenkt wurde, was hältst du dann von mir?!

     
         
   

Als junger Mann komponierte ich auch, aber seitdem ich mit dir in so enger Verbindung stehe, habe ich es schon lange aufgegeben; deine Inspirationen waren von so viel höherer Art als meine, deine Kunstfertigkeit ebenso. Meinerseits schienen weitere Bemühungen also nutzlos. Meine Kompositionen, sogar mein ungarisches Konzert, werden immer mehr vernachlässigt und bald vergessen sein, während deine von Jahr zu Jahr an Anerkennung gewinnen.“

„Das stimmt, Joseph, aber es wird noch ein halbes Jahrhundert vergehen, bis ich meinen wahren Platz in der Welt der Musik finde. Es ist schwierig, wenn nicht unmöglich, eine Erklärung dafür zu finden, warum einem Komponisten die Inspiration reicher zuteil wird als einem anderen, aber ich kann den Finger auf eine schwache Stelle in deiner Vergangenheit legen, Joseph - zu viele Ämter und Würden. Du bist der Direktor der Berliner Königlichen Hochschule; du bist als Violinsolist und als Quartettspieler sehr gefragt; du widmest dem Unterricht sehr viel Zeit; die vielen mit deinen Ehrenämtern verbundenen Konferenzen beeinträchtigen deine Zeit; du wirst mit Manuskripten von Violinkomponisten, die deinen Rat suchen, überschwemmt, um nur einige der mühevollen und verdrießlichen Unannehmlichkeiten zu erwähnen, die ich selbst beobachten konnte.

Alle diese Dinge wirken auf das Komponieren störend.

Ein Komponist, der gute Musik schreiben will, muß seine ganze Zeit und Kraft dieser einen Beschäftigung widmen. Hätte ich so viele Pflichten wie du, Joseph, ich hätte auch nichts schaffen können, was des Zuhörens wert gewesen wäre.“

„Zugegeben, Johannes, aber als wir uns als junge Leute zum ersten Mal begegneten, drückten alle diese Lasten nicht auf mich; ich hatte auch den schöpferischen Drang, und dennoch ist der Unterschied zwischen deinen und meinen Erzeugnissen wie Tag und Nacht. Nein, der Grund liegt tiefer. Ohne Zweifel ist es Naturanlage. Für Jesus von Nazareth wie für Beethoven muß es sehr leicht gewesen sein, mit der Allmacht in Verbindung zu treten; seine Ideen dürften ihm ohne bewußte Anstrengung seinerseits gekommen sein, wie Hunderte wunderbarer Themen, an denen seine Werke so reich sind, bezeugen.“

„Stimmt, Joseph, aber seine Skizzenbücher beweisen, daß auch er sich unablässig mühte, um der Nachwelt Meisterwerke wie zum Beispiel die Eroica, die Fünfte, Siebente und Neunte Symphonie, das Klavierkonzert Nr. 4 und Nr. 5 und das Violinkonzert zu hinterlassen.

Aus diesem Grunde habe ich ihn immer als mein Ideal betrachtet; ihm wurde nicht nur die höchste Inspiration geschenkt, sondern er besaß auch überragende Kunstfertigkeit.

   
         
                                   
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
                             
           
           
  Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© DEUTSCHES KULTUR FORUM 2003
 
         
           
           
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