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Die
musikalischen Grundlagen
der Insolvenz des Deutschen Musikrates
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DEUTSCHES MUSIKFORUM:
Und wo sind die Ausnahmen unter den Musikexperten?
PETER HÜBNER:
Dass
es natürlich auch Ausnahmen gibt, dies bestätigt nur die Regel.
Selbstverständlich gibt es Musikfachleute - heute wie zu jeder
Zeit -, welche wirkliche Musikliebhaber sind. Gegen jene unfähigen
politischen Musikeminenzen des Deutschen Musikrates ist ja schon jeder
Lautenspieler im Mandolinenorchester oder jeder Trompeter im Spielmannszug
geradezu ein wirklicher Musikfachmann - schon deshalb, weil er seine
Kunst, so gut er eben kann, nicht aus Geltungsbedürfnis sondern
aus schlichter Liebe zur Musik übt.
Mit
der Masse der Musikerinnen und Musiker bzw. Sängerinnen und Sänger,
die in Deutschland in den Chören singen und in den Spielmannszügen
musizieren, und auch mit den meisten Orchestermusikern lebe ich in innerer
Harmonie, denn ich treffe mich mit ihnen bei der gemeinsamen Liebe zur
Musik.
Dies gilt dann auch für einige Dirigenten, einige Musikwissen-schaftler
und einige Opernregisseure.
Aber
all jene Musikfunktionäre, die als Funktionäre in der Rolle
von Rektoren an den Musikhochschulen fungieren, als Redakteure bei den
Medien untergeschlüpft sind oder im Deutschen Musikrat ihrem blinden
Geltungsbedürfnis huldigen, stehe ich feindlich gegenüber,
denn ich vertrete unmittelbar und ausschließlich die Interessen
der großen Klassischen Tonschöpfer und somit die Interessen
der allmächtigen Natur und ihres Schöpfers.
Ich
werde sie mit Hilfe der unbestechlichen objektiven Wissenschaft aus
dem Amt hebeln, wo immer ich auf sie treffe, bis in Deutschland ein
Musikbegabter wieder natürlich Musik machen und davon gut leben
kann: zur Ehre des Schöpfers. Der berühmte
Cellist Casals hat die Krise in der Musik deutlich gemacht: |
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Über
eines jedoch, das ich auf meines Lebens Weg erfahren, erkannt habe,
das ich gewann als Mensch unter Menschen, darüber will ich eindringlich
mit euch reden.
Ich
bin Emigrant ... Ich glaube, daß in den Beziehungen zwischen
den Regierenden und den Regierten und ebenso in den internationalen
Rela-tionen das treue Festhalten an mo-ralischen und ethischen
Prinzipien über alle anderen Erwägungen, besonders aber über
den Oppor-tunismus gestellt werden sollte. |
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Pablo
Casals |
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Dem
entgegen aber hat mir die Welt der Politik schon immer den Eindruck
einer Vereinigung von Spielern gemacht, in der die Verteidigung der
so laut proklamierten Prinzipien auf den zweiten, um nicht zu sagen,
auf den letzten Platz abgestellt wird.
Diese
Scheinheiligkeit, die in rein persönlichen Beziehungen jeden Menschen
ohne Ausnahme disqualifizieren müßte, wird bei der Mehrzahl
der Politiker zur Norm ihres Verhaltens. Seien wir also nicht erstaunt
über die Ergebnisse der Politik!
Die großen Prinzipien unserer Kultur - besonders aber das Prinzip
der Achtung der individuellen Freiheit - sind in Gefahr, bedeutungs-lose,
leere Worte zu werden, Worte, die man in Versammlungen, in parlamentarischen
Sitzungen, in den internationalen Zusammen-künften jeweils nach
den Bedürfnissen der Stunde in Bewegung setzt.
Die Flamme aber, die aus Prinzipien ein historisch denkwürdiges,
ein schöpferisches Werk und für die Menschen guten Willens
in der ganzen Welt einen bedeutungsvollen Punkt der Verbundenheit und
des Zusammenschlusses werden ließ, verlöscht mehr und mehr.
Und ich fürchte, wenn man an dieser verhängnisvollen Linie
festhält, daß sich dann der Skeptizismus in der neuen Generation
verallgemeinert.
Laßt
dies nicht zu, meine jüngeren Freunde, seid wach, eurer großen
Verantwortung bewußt und handelt; denn es geht um eure und der
Menschheit Zukunft!
Die sogenannte realistische und in unseren Tagen so sehr gepriesene
Politik flößt mir ein Gefühl des Abscheus und des Grauens
ein, weil ich hierin das Zugeständnis der restlosen Aufgabe aller
geistigen, aller ethischen und moralischen Prinzipien sehe.
Es ist hohe Zeit, alles dies zu ändern! Und wenn man sich dann
an gewandelte Menschen wendet, dann bediene man sich - was immer für
Opfer es auch koste - der Sprache der Wahrheit.
In einer kritischen Epoche wie der unseren bezahlt sich die Heuchelei,
die Lüge nur für Politiker von kurzer Sicht. Auf die Dauer
indessen müssen ihre Folgen verhängnisvoll werden.
Darum handelt, meine jüngeren Freunde, wachen Gewissens und laßt
die kostbare Zeit nicht ungenutzt verstreichen! -
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Prades,
im Februar 1955
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Aus
diesem Grunde bekämpfe ich auch die Evangelische Kirche Deutschlands,
die für mich überhaupt keine religiöse, sondern nur eine
politische Organisation ist, welche den Atheismus verbreitet, die Bachs
Musik nach dessen Tod in der Versenkung hat verschwinden lassen, so
dass sie erst 150 Jahre später wieder von einem Klassischen Komponisten
aus dem Nichts hervorgeholt werden musste - „wiederentdeckt“
nennen jene findigen geschäftstüchtigen Musikwissenschaftler,
die im Auftrag dieser angeblichen Kirche gut dotiert an seinem Leben
und Lebenswerk drumherumforschen, so etwas heute.
Und
ich bekämpfe diese Institution, solange sie nachweislich gegen
das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und die darin verankerten
Grundrechte des Menschen verstößt sowie die Menschenwürde
mit Füßen tritt.
Ich bin dort getauft und konfirmiert worden, und ich nehme mir durchaus
das Recht, das eigene Nest zu reinigen oder, wenn dies nicht möglich
ist, es zu entsorgen. Und zwar mit Hilfe der Harmoniegesetze des Mikrokosmos
der Musik: der Harmonie-gesetze der Natur: der Harmoniegesetze des Schöpfers:
zu Ehren des Schöpfers.
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Mit
freundlicher Genehmigung des
HESSISCHEN LANBOTEN
© DEUTSCHES KULTUR FORUM 2003
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