Der
Verwegenste dieses äußerlich so heruntergekomme-nen, verwahrlosten
Clubs hieß kurioserweise gegen alle Regeln der Vernunft:
Geck.
Und
er verstand überhaupt keinen Spaß. Pausenlos bei jeder
Kleinigkeit, die er nicht verstand drohte er Verhaftungen an,
selbst wenn irgend jemand nicht sofort beiseite trat, wenn er plötzlich
und unerwartet an ihm bzw. ihr vorbeispurten wollte.
Hier
ein paar kleine Kraftausdrücke, die ich unserem sofort nach der
Hausdurchsuchung angefertigten Protokoll entneh-me und welche die ganze
Atmosphäre etwas widerspiegeln:
Als
Geck wie der bewaffnete Held eines Kriminalfilms in der wichtigsten
Action-Szene in vollem Ornat nach Art des echten V-Mannes
ins Haus stürmte und von einem unserer Mitarbeiter wahnwitzigerweise
gebeten wurde, doch bitte erst einmal unten zu warten, feuerte er auf
meinen Freund erst einmal folgenden starken Polizei-Spruch ab: Dann
muß ich das ganze Gelände umstellen lassen! Und
tief beeindruckt von seinem forschen Elan erlaubte ihm unser
Freund dann auch gleich: Gut, lassen Sie das ganze Gelände
umstellen!, und dabei dachte er an die 50.000 Quadratmeter unübersehbares
Wald- und Wiesengelände.
Doch
schon war der Geck weitergestürmt, und hinter ihm jagten andere
nach mit heftigen wirren Stimmen.
Nun
konnte sich ein anderer unserer Mitarbeiter die obligatorische Bürger-Frage
an den vermeintlichen Einsatz-leiter nicht verkneifen und erkundigte
sich bei Geck forsch: Können Sie sich ausweisen?
Wenn
Sie mich nicht durchlassen, muß ich Sie verhaften! war die
gut einstudierte Antwort mitten in eine kurze Unterbrechung des unkontrollierten
Redeschwalls.
Und sofort wurde einer der Stürmer zur Bewachung meines Freundes
abkommandiert.
Und wenn immer dieser sich dann in der Folge bewegen wollte, wurde er
von seinem Spürhund angeknurrt.
Ihr
werdet uns schon noch kennenlernen! schrie Vorstürmer Geck
einen anderen meiner Freunde im Vorbeisausen zu.
Wir haben Sie doch schon kennengelernt! entgegnete dieser
spontan, denn ihm fiel ein, daß er diesen Mann schon einmal hier
bei uns gesehen hatte.*
Zwei
unserer Mitarbeiterinnen wurden von den hereinstür-menden bewaffneten
Männern in ihren Betten überrascht und angefaucht.
Auf die Frage, ob sie denn keine Dame dabei hätten, wurde eine
unserer beiden Damen nur angeschrien: Kommen Sie raus, geben Sie
den Ausweis her, sonst werden Sie verhaftet!
Und
als die Damen aufgrund der Bedrohung aus ihren Betten aufstanden und
sich anzogen, da konnten sie nicht verhindern, daß ihre Bedroher
zusahen.
Wir
hatten ganz den Eindruck, daß es sich hier um ein ausgefeiltes
Terrorkommando handelte, dessen Opfer nicht nur wir waren, sondern augenscheinlich
auch die daran beteiligten Polizisten denn bei aller verwegenen
Arroganz einzelner schien uns ganzheitlich ihre Angst, ihre Schreck-haftigkeit
und ihre zittrige Hast nicht gespielt.
Sie mußten speziell gedrillt und auf furchtbare Enthüllungen
und kaltblütige mörderische Erfahrungen geimpft worden sein
was sich dann viel später auch erklärte.
Uns
wurde nur mehr oder weniger am Rande mitgeteilt, daß ein vermißtes
Mädchen gesucht werde.
Die Männer führten ein plakatgroßes Blatt Papier bei
sich, auf welches das Bild eines Mädchens aufgeklebt war
darunter irgendein Text.
Das Ganze sollte wohl wie ein Fahndungsplakat wirken.
Nachdem
das ganze Haus, die Bunkeranlage und das Gelände vollständig
durchsucht und wir auch ausreichend bedroht worden waren, zog der Stoßtrupp
wieder ab.
Den
ganzen Zusammenhang konnten wir erst sehr viel später aus den Unterlagen
entnehmen, welche wir über einen Anwalt der uns von der
Humanistischen Union zum Schutz der Menschenrechte empfohlen worden
war hatten besorgen lassen. |