Diesen Brief schickten wir dann Mitte Januar – nachdem wir von dem AUSSENMINISTER in dieser Sache nichts gehört hatten – an alle LANDRÄTE des Zonenrand-gebietes.

Unser Ziel war, entlang der Zonengrenze permanent internationale Symposien und Kongresse für die praktische Verwirklichung der Grundmenschenrechte und einen umfassenden demokratischen Fortschritt durchzuführen – wobei wir junge Teilnehmer aus allen Teilen der Welt für dieses Vorhaben der internationalen Friedenssicherung einladen wollten.

Wir rechneten damit, daß es bei der Verwirklichung dieses unkonventionellen Planes unter der Präsenz der Jugend der Welt relativ kurzfristig zur Beendigung des „kalten Krieges“ und zum Fall der „Mauer“ kommen würde.

In diesem Zusammenhang waren wir auch an alle Persönlichkeiten des öffentlichen und privaten Lebens herangetreten – und besonders auch an den AUSSEN-MINISTER –, um sie alle für eine Mitwirkung bei der Verwirklichung dieses großen Planes zugunsten der Wiedervereinigung und des Weltfriedens zu gewinnen.

Auch dieser Brief vom 5.1.76 an den BUNDESAUSSEN-MINISTER sei hier der guten Ordnung halber abgedruckt:

An den
Bundesminister
des Auswärtigen
Herrn Hans-Dietrich Genscher
Adenauerallee 99-103

5300 Bonn

Sehr geehrter Herr Genscher,

im Rahmen unserer staatsbürgerlichen Ausbildungspro-gramme beabsichtigen wir, Führungskräfte aus allen Teilen der Welt zu einer Sonderausbildung in die Bundesrepublik einzuladen und ihnen Kenntnisse zu vermitteln, welche die Grundlage bilden für das integrierte Wachstum der Familie der Völker.

Wir wollen mit diesem weltorientierten Ausbildungssystem neue, zeitgerechte und unkonventionelle Wege der inter-nationalen Kooperation beschreiten und erwarten dabei eine engagierte Zusammenarbeit mit unseren Regierungen und Behörden, unseren Massenmedien Fernsehen / Rundfunk / Presse, unseren Körperschaften der Wirtschaft und unseren Körperschaften der Wissenschaft / Forschung / Kunst.

Um den Erfolg unserer der demokratischen Gewissens-bildung verpflichteten, zeitkritischen Ausbildungspro-gramme abzusichern, haben wir bereits in verschiedenen Nationen mit einem Vorbereitungsprogramm begonnen, welches den Teilnehmern ein spezielles Grundwissen ver-mittelt und die nationalen Barrieren überwinden hilft.

Die erfolgreichen Absolventen dieses Vorprogramms wer-den in die Bundesrepublik eingeladen, um hier unter der Schirmherrschaft der WYMS die Ausbildung zum Staats-bürger zu durchlaufen.
Das Vorprogramm in den einzelnen Nationen soll besonders auch das Urteilsvermögen gegenüber einer Demokratie stärken.

Hierzu wollen wir den internationalen Teilnehmern durch eine kritische Selbstdarstellung authentisches Material über die gesellschaftspolitischen Intentionen unserer Nation zugänglich machen und frühzeitig ihren Blick für die geordnete Funktionsweise einer derart leistungsstarken Gesellschaftsordnung schärfen.

Wir treten an Sie heran, um mit Ihrer Hilfe unseren ausländischen Gästen diejenige Inspiration zu geben, die Ihnen für die Verwirklichung einer realitätsbezogenen Friedenspolitik besonders am Herzen liegt und die den Programmteilnehmern den Schlüssel zu einer sachgerechten Beurteilung unserer Nation liefert.
Zur Aufnahme und Vervielfältigung der hierzu benötigten Farbfernseh- und Filmaufzeichnungen verfügen wir über eigene Produktionsanlagen.

Wir freuen uns, wenn Sie die Gelegenheit nutzen, die ausländischen Teilnehmer unseres internationalen Partner-schaftsprogramms schon in ihrem Heimatland bei uns willkommen zu heißen und wenn Sie durch Ihre Stellung-nahme zur Strategie unserer Nation für eine menschen- und völkerverbindende Weltpolitik dazu beitragen, das Ansehen unseres Volkes in der Welt zu stärken.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Hübner
Präsident der WYMS