Wie schon an früherer Stelle berichtet, folgte jetzt jene heuchlerische Sturzflut telefonischer Anfragen von den erlauchten Herrschaften, die „alle unsere Briefe überhaupt nicht erhalten“ hatten – so, als hätte die Post plötzlich zweimal hintereinander jeweils an die zehntausend Briefe veruntreut und sei dieses Mal nur deshalb nicht mehr dazu in der Lage gewesen, weil es sich um ein Fernschreiben handelte und weil die Post es somit erst gar nicht in die Hand bekam.

Wir merkten sofort, daß unser Projekt eines allgemeinen staatsbürgerlichen Demokratisierungsprozesses jetzt – da wir einen fernschriftlichen Informationsnachweis erbringen konnten – deutlich mehr politische Hitze ausstrahlte und allerorten geradezu freundliche Regungen hervorrief, welche vom Ausdruck tiefsten Bedauerns bis zur jovialen Bitte um Neuzusendung der bisherigen Schriftdokumente reichten.

Zumindest waren wir also schon einmal auf der obersten Geschäftsebene des politischen Heuchelsäusel gelandet und erfreuten uns zum ersten Mal jener nichtssagenden Coktailparty nach Art der sogenannten Bananenrepubliken: die hohen Herrschaften, die führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Justiz und Medien gaben sich die Ehre bzw. ließen sich herab, uns penetrante Jugendorganisation – natürlich über ihre Büros: versteht sich von selbst –, um unsere demokratischen Weisheiten zu bitten, um, wenn auch verspätet, noch einmal selbst einen authentischen Trunk aus diesem jugendlichen Maß der Menschenwürde zu trinken.

An unsere damit verbundenen neuen Kosten dachte natürlich niemand – vielleicht erhoffte der eine oder andere dadurch sogar das schnellere Heranrücken unserer Pleite; denn immerhin waren bei praktisch allen – an die zehntausend Personen – innerhalb kürzester Zeit die beiden Dokumente verschütt gegangen und nun plötzlich wieder höchst interessant.

Aber wir waren ja damals noch naive Jugendliche – und so übersandten wir die Dokumente erneut und rechneten erst einmal damit, daß nun das Interesse erwacht war.

Jedoch mußten wir schnell einsehen, daß gar niemand erwacht war und daß der politische Dornröschenschlaf – was zumindest den demokratischen Fortschritt, die praktische Verwirklichung der Grundrechte des Menschen und die damit verbundene Festigung der Menschenwürde anbetraf – bei den führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Justiz und Medien unverändert fortdauerte, ganz wie man das auch von der Zeit des Dritten Reiches berichtete.

Als dann aber auch noch oberflächliche unverbindliche Danksagungen aller Art eintrafen oder gar Abwimmelanrufe eingingen, da hatten wir für derartiges diplomatisches Heuchelsäusel noch gar keinen Sinn entwickelt und übersandten den führenden Persönlichkeiten unserer jungen Bundesrepublik wieder in unserer ungehobelten, noch so gänzlich politisch ungebildeten Art ein Fernschreiben, in welchem wir unser völliges Unverständnis gegenüber ihrer demokratischen Enthaltsamkeit zum Ausdruck brachten.

Darüber hinaus wollten wir ihnen – auch auf die harmlose Gefahr hin, daß sie uns für größenwahnsinnig hinstellten – unmißverständlich klarmachen, mit welcher praktischen Reaktion wir von ihrer Seite gerechnet hatten und immer noch rechneten; denn wir waren uns darüber klar, daß die Zeit eines Tages beweisen würde, daß sie kraft Gesetz und Amtseid zu der von uns gewünschten Kooperation verpflichtet gewesen wären und daß sie sich im Falle der Verweigerung – durch Totschweigen oder durch Verhin-derung oder gar durch Bekämpfung unserer demokrati-schen Bestrebungen – des Amtsmißbrauchs schuldig und damit strafbar machten, wie man solche Dinge nach dem Zusammenbruch von Diktaturen in den darauf folgenden Demokratien eben entlarvt und die Schuldigen, welche sich zur Erlangung eigener Vorteile politisch verkauft und am Volkswohl vergriffen hatten, öffentlich zur Rechenschaft zieht.

             
                                         
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
           
                                   
  Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© DEUTSCHES KULTUR FORUM 2003
       
           
       

 

 
Seite 11
Die Geschichte der Deutschen Kulturstiftung
 
Teil 3   •   VERTRETER DES VOLKES – Die Goldene Partei Deutschlands
R ü c k b l i c k
__________________________________________________________________________________________________
PETER HÜBNER  ·  PREIS DER FREIHEIT  DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH  EINE DOKUMENTATION  Unter der Schirmherrschaft der DEUTSCHEN KULTURSTIFTUNG
DEUTSCHES KULTUR FORUM
Wird laufend
durch Dokumente und Bilder ergänzt
Bitte empfehlen Sie
diese Seite!
  klick
 
 HOME
 INHALT
 Preis der Freiheit - Inhalt
 Vorwort des Verlages
 Vorwort des Autors
 Vorwort der
 Deutschen Kulturstiftung
 TEIL 3
 R  Ü  C  K  B  L  I  C  K

 Der freie bürgerliche
 Demokratisierungswille
 aus der Sicht des
 gekauften Amts- und
 Würdenträgers
 Der erste
 Verantwortungsbrief
 Der zweite
 Verantwortungsbrief
 Zweites
 Verantwortungstelex
 Der dritte
 Verantwortungsbrief
 Musterantwortschreiben
 Die Diktatur schlägt zurück
 Der erste große
 ökumenische Schlag
 Der zweite große
 ökumenische Schlag
 Der dritte große
 ökumenische Schlag
 Der vierte große
 ökumenische Schlag
 Für die Führer der Sekte
 gilt ab sofort
 Für die Mitglieder der
 Sekte gilt ab sofort
 Für die Sekte allgemein
 gilt ab sofort
 Zum Programm der freien
 Gewissens- und
 Willensbildung
 In dieser Hetzkampagne
 gegen ns als „Sekte“
 wirkten bahnbrechend
 Der fünfte große
 ökumenische Schlag
 Der sechste große
 ökumenische Schlag
 Die evangelisch-linke Seite
 des schwarz-roten
 Hausdrachens der BRD
 Der Falsch-Zeugnis-Brief“
 Der „Wie kommt Spinat
 aufs Dach?-Brief“
 Die Deutsche
 Kulturstiftung attackiert
 die zweite Garnitur
 der ökumenischen
 Invasoren mit der
 Menschenwürde
 Brief an den Rat
 der Evangelischen
 Kirche in Deutschland
 Fernschreiben der
 Deutschen Kulturstiftung
 an den
 Rat der Evangelischen
 Kirche in Deutschland
 Brief der Deutschen
 Kulturstiftung an den
 Rat der Evangelischen
 Kirche in Deutschland
 ORIGINAL-DOKUMENTE
 Main Links
 
 
ARCHIV
aktuell