Ewige
Wachheit ist der Preis der Freiheit
Philips
Sehr geehrter Herr Bundesratspräsident!
Gehen
wir einmal davon aus, daß Sie sich der Bedeutung dieses Zitats
bewußt sind: Mangelnde Wachheit auf seiten der Staatsbürger
leistet der Diktatur und allem damit verbundenen Übel Vorschub
und das letzte große Beweisstück für die Richtigkeit
dieser Feststellung lieferte gerade auch uns Deutschen das Dritte Reich,
in welchem sich eine politische Elite aufgrund mangelnder
demo-kratischer Wachheit des einzelnen Bürgers etablieren konnte
und ihn schließlich seiner demokratischen Rechte vollständig
beraubte.
Und
gehen wir doch einmal davon aus, daß wir uns heute in der gleichen
Situation befinden wie zu Beginn des Dritten Reiches:
Der
Bürger hat nur innerhalb jener engen ihm vorgesetzten parteilichen
Grenzen politisch wählen können weshalb wir auch heute
wieder nur eine kleine elitäre, professionell von ganz wenigen
gelenkte gesellschaftliche Führungsschicht vorfinden, die, von
den finanzgewaltigen Kirchen ausgehend über die von ihnen
gesteuerten Parteien, Abgeordneten, Parlamente und Regierungen sowie
Wirtschaftsverbände, Großbanken, Wirtschaftsgroßunternehmen,
Medien und Justiz , den gesellschaftlichen Fortschritt oder dasjenige,
was sie darunter versteht, für sich gepachtet zu haben scheint
und den Bürger in seinem demokratischen Leben entmündigt hat.
Ihren
Ausdruck findet diese Systematik zum einen in der Tatsache, daß
der Bürger de facto nur zwischen zwei Machtblöcken wählen
kann: dem Machtblock der katho-lischen Kirche und dem Machtblock der
evangelischen Kirche.
Diese
beiden Machtblöcke haben das politische, das wirtschaftliche, das
ideologische und das juristische Feld mit Hilfe ihrer Finanzkraft, mit
Hilfe ihrer riesigen organisatorischen Apparate und nicht zuletzt auch
mit Hilfe ihrer finanziellen Undurchschaubarkeit vollständig im
Griff.
Und
dabei sind sich diese beiden sonst durchaus religiös-machtpolitisch
uneinigen Machtblöcke zumindest darüber völlig einig,
daß es eine dritte große Kraft nicht geben darf und somit
auch nicht gibt wobei die F.D.P. nurmehr eine Alibifunktion für
scheinbares demokratisches Leben erfüllt und wobei ihr aufgrund
vielfältiger Bindungen, aber auch aufgrund dieser vorher genannten
politisch-religiösen Realität ohnehin nur die Chance bleibt,
sich entweder auf die Seite der katholischen Kirche und deren Parteien
zu schlagen oder aber auf die Seite der evangelischen Kirche und der
von ihr finanzstark gesteuerten sozialdemo-kratischen Partei
was sie mit flexibler Profillosigkeit ja auch schafft, ohne dabei gleich
schamrot zu werden.
Und
gehen wir auch einmal davon aus, daß Ihnen bekannt ist, daß
sich das Gros unserer bundesdeutschen Wirtschaft über die entsprechenden
Eigentumsverhältnisse der Kirchen in den Händen dieser beiden
genannten großen Machtblöcke befindet und sich somit
jene angeblich freie soziale Marktwirtschaft
im wesentlichen darin erschöpft, daß sich der einzelne kleine
Bürger hier und da zumindest für gewisse Zeit an einem kleinen
selbständigen Lädchen versuchen kann oder einem kleinen Handwerks-betrieb,
der bei jedem größer gearteten Engagement jedoch unausweichlich
über speziell die Großbanken in die Klauen des einen oder
anderen der genannten religiösen Machtblöcke gerät oder
auch in beider gemeinsame Klauen, wobei dann jenes ökumenische
Phänomen im Wirtschaftsleben angesprochen ist.
Und
gehen wir auch einmal davon aus, daß Sie sich darüber im
klaren sind, daß auch die sogenannten freien Medienkonzerne
in dem festen Griff dieser beiden vorher genannten Machtblöcke
sind und den Bürger nur aufzuklären vorgeben,
wenn sie unter dem Deckmäntel-chen des politischen, des wirtschaftlichen
oder des moralischen bzw. religiösen Gewandes über die hohe
Ethik, Rechtschaffenheit und Qualität der einen Seite sowie über
den Verfall der Sitten, den Verlust des politischen Profils oder den
wirtschaftlichen Mißerfolg der anderen Seite informieren
aber in Wirklichkeit nur jeweils durch Sympathie- und Antipathiekundgebungen
die eigene Seite propagieren wollen, um so ihre jeweilige religiöse,
politische, wirtschaftliche und ideologische Macht weiter auszubauen.
Und
gehen wir auch einmal davon aus, daß sich besonders auch diese
sogenannten freien Medien bei all ihrer sonstigen vielfältigen
Uneinigkeit grundsätzlich darüber im klaren und einig sind,
daß es eine dritte große Kraft der Aufklärung in der
Bundesrepublik Deutschland keinesfalls geben darf und kann.
Und
gehen wir einmal davon aus, daß Sie sich darüber im klaren
sind, daß es sich auch bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunk-
und Fernsehanstalten um den gleichen Sachverhalt handelt nur,
daß da wieder das ökumenische Prinzip der entsprechenden
Wirtschaftsorganisationen Anwendung findet,
und
gehen wir einmal davon aus, daß Sie sich darüber im klaren
sind, daß auch die Justiz bei der Besetzung ihrer höchsten
Ämter und somit von oben her dem Einfluß der beiden genannten
Machtblöcke unterliegt also: die Gerichte und die Staatsanwaltschaften,
dann
ist es doch wohl nur richtig, wenn Sie daraufhin mit uns folgern, daß
es in unserer Bundesrepublik Deutschland bei aller scheinbaren Vielfalt
weder
politisch eine wirkliche Demokratie
noch wirtschaftlich eine freie soziale
Marktwirtschaft
noch medienmäßig eine Meinungsfreiheit
noch juristisch eine Gerechtigkeit
geben kann, welche gegen die Interessen dieser beiden vorher genannten
Machtblöcke verstoßen könnte.
Also
gibt es für den einzelnen Bürger der Bundesrepublik Deutschland
de facto nur die Wahl zwischen einem Links und einem Rechts wobei
sich beide kurioserweise als Mitte bezeichnen und jeder
der beiden Seiten nach alter Kirchentradition für sich alleine
in Anspruch nimmt, die einzige wahre Mitte zu sein.
Früher sprach man von der einzigen wahren religiösen
Lehre.
Nachdem
aber die Kirchen nun einmal mit Hilfe religiöser, ethischer, moralischer
und sittlicher Untüchtigkeit ihre Gotteshäuser
leergefegt haben und nur noch knapp 3 1/2 Prozent überwiegend älterer
Bürger diese Einrichtungen frequentieren, ist die Kraft der religiösen
Worte offensicht-lich unwirksam und unmodern geworden.
Und so tobt der religiöse Machtkampf heute nur noch unter jenen
so nach verstaubter Modernität stinkenden Flaggen der politischen
Ekstase, des wirtschaftlichen Raubrittertums und der medialen Beweihräucherung
oder Verdammung weiter unter dem schönen gemeinsamen Namen
kritische Aufklärung.
Diese
Kenntnisse bei Ihnen als einem gewieften Politprofi voraussetzend, verbinden
wir als Jugendorganisation mit Ihrem hohen Amt dennoch ganz naiv
aufgrund der gegenwärtigen Gesetze sowie aufgrund Ihres Amtseides
die ungeschminkte Vorstellung, daß Sie in Ihrer politischen
Verantwortung dem allgemeinen Wohl der Bürger verpflichtet sind
daß Sie sich also zumindest in Ihrer Arbeitszeit in Ihrem
Amt dafür einsetzen müssen, den Bürgern vorrangig bei
der Verwirklichung ihrer Grund-menschenrechte, so wie sie in unserer
bundesdeutschen Verfassung gleich zu Beginn verankert sind, behilflich
zu sein, um zumindest ihre verfassungsrechtlich garantierte Würde
im gesellschaftlichen Alltag etablieren und festigen zu helfen und sie
dabei natürlich auch im konkreten Einzelfall zu schützen
im Gegensatz zur Hilfeunterlassung, zur Behinderung oder gar zur Sabotierung
dieses urdemokratischen und urgesetzlichen Rechtsanspruchs.
Wie
wir Demokratie verstehen, und wie Sie in Ihrem Amt Demokratie zu verstehen
verpflichtet sind, geht alle Inspiration, alle Initiative und alle grundlegende
Aktivität zum gesellschaftlichen Fortschritt vom Volke aus, muß
vom Staate und somit auch von Ihrem Amt gemäß Ihren gesetzlichen
Pflichten und gemäß Ihrem Amtseid gefördert werden und
kommt schließlich wieder dem Volke zugute.
Aus
diesem Grunde haben wir uns in unseren vergangenen Schreiben mit unseren
Intentionen: der Anregung eines bürgerlichen demokratischen Entwicklungsprozesses
Sie natürlich auf Wunsch mit eingeschlossen , an Sie
gewandt.
Und
wir gingen dabei natürlich auch davon aus, daß Sie sich
jenseits aller Angst um Ihr Pöstchen, jenseits Ihrer Parteibindung
und jenseits Ihrer Karriereverpflichtungen gegenüber der Kirche,
auch wenn diese dreist Ihre Laufbahn über ihre Partei finanziert
hat grundsätzlich darüber im klaren sind, was wir meinen,
wenn wir von der praktischen Verwirklichung der Grundmenschenrechte
bei einem jeden einzelnen Bürger sprechen: wenn wir von freier
Gewissens- und Willensbildung bei jedem einzelnen Bürger
sprechen: wenn wir von der Entwicklung eines demokratischen Bewußtseins
sprechen und: wenn wir von der Menschenwürde sprechen.
Und
wir gingen dabei natürlich auch davon aus, daß Sie
wenn Sie dies schon einmal verstanden haben sich auch über
die Konsequenzen für Ihr Amt klarwerden: daß Sie sich
unter den gegebenen Umständen der Scheindemokratie verantwortungsbewußt
für die längst überfällige grundlegende demokratische
Entwicklung engagieren.
Doch
müssen wir gegen alle Regeln der politischen und menschlichen
Vernunft , in unserer naiven Art feststellen, daß Sie den
Inhalt unserer bisherigen Briefe, mit unseren doch immerhin für
einen gebildeten Menschen ausführlichen Erklärungen, nicht
zur Kenntnis genommen haben.
Mit
all Ihrer umfangreichen politischen Erfahrung mußten Sie doch
verstanden haben, daß es uns um die praktische Verwirklichung
der Grundrechte des Menschen geht und daß die deutschen Bürger
in ihrem eigenen politischen Leben mit Hilfe Ihrer amtlichen gesetzlichen
Verpflichtung und mit Hilfe Ihres bei Amtsantritt geleisteten Eides
zum ersten Mal in Ihrer bekannten Geschichte eine wirklich demokratische
Praxis aufbauen können, mit welcher sie die bisherige abstrakte
Theorie der Menschenwürde als Feuerwerk echten gesellschaftlichen
Fortschritts aufleuch-ten lassen könnten.
Nach
Ihrer amtlichen Starrheit in dieser Angelegenheit darf es Sie nicht
verwundern, wenn wir bei Kenntnis Ihrer Amtspflicht und Ihres mit ihrem
Pöstchen verbundenen Amtseides auf unsere jugendlich-naive Art
eine gewisse Enttäuschung verspüren denn wir haben
ja noch gar keine Ahnung von den professionellen politischen Gepflogen-heiten,
nach denen Sie in Ihr Amt gelangt sind.
Wenn
wir nun nicht einmal damit rechnen können, daß Sie sich an
Ihren Amtseid bzw. an das bestehende Grundgesetz halten, dann sehen
wir uns im Austragen unserer Verant-wortung als Staatsbürger behindert.
Unser
simples beiliegendes Musterantwortschreiben soll Ihnen unmißverständlich
deutlich machen, welche politischen Erwartungen wir als Staatsbürger
an Sie persönlich in Ihrem Amt, an Ihre Funktion in Ihrem Amt und
an das gesellschaftspolitische Handeln Ihres Amtes stellen.
Und es kann bei allem amtlichen Respekt gleichzeitig Anregung
sein für Ihre funktionsgerechte Reaktion auf unser klares Angebot,
die staatsbürgerliche Leistungs-entwicklung zur praktischen Verwirklichung
der Grund-menschenrechte und den demokratischen Fortschritt kraft freier
Gewissens- und Willensbildung des einzelnen Bürgers gezielt voranzutreiben.
In Erwartung Ihrer Antwort verbleiben wir
mit
freundlichen Grüßen |