Wie
ich schon vorher erwähnte: um etwa 10.15 Uhr klingelte am 29. 8.
das Intercom Sturm.
Als daraufhin zwei meiner Freunde vom Haus die Treppe hinunter zum Tor
gingen, da sahen sie dort etliche Autos und aufgeregt gestikulierende
Personen stehen: Uniformier-te, Lederjacken und Zivilisten, welche,
mit einem Haus-durchsuchungsbefehl wedelnd, allesamt Einlaß begehrten.
Später
sollte es sich herausstellen, daß es sich um Mit-glieder der Staatsanwaltschaft,
der Kriminalpolizei, des Staatsschutzes, der Landeskriminalpolizei Baden-Württem-berg,
der Kriminalpolizei Heidelberg und der lokalen Polizei handelte.
Unsere
beiden Freunde sagten ihnen, daß sie erst zum Haus zurückgehen
müßten, um von dort das Tor zu öffnen.
Aber kaum waren sie ein paar Schritte die Treppe zum Haus emporgestiegen,
da verloren auch schon einige der Herren die Nerven, sprangen über
den Zaun, flitzten an unseren Mitarbeitern vorbei und stürmten
ins Haus und unsere beiden Freunde natürlich eifrig hinterher.
Sodann
wurde von einem meiner Freunde das große Einfahrtstor geöffnet,
und der ganze Pulk eilte geschäftig die Auffahrt hinauf, drängte
sich ohne weitere Erklärungen in Form eines Stoßtrupps durch
den mittlerweile weit geöffneten Hauseingang ins Haus und kam dann
schließlich etwa in der Mitte des Hauses vor unseren Mitarbeitern
zum Stehen.
Der
mitgeführte Fotograf konnte nur noch dem Einsatzleiter schnell
die gewünschte Mikrokamera zustecken und flitzte dann geschäftig,
immer eifrig fotografierend, durch das innere und äußere
Anwesen alles erhaschend, alles festhaltend, von allem optisch
Besitz ergreifend, nichts und niemanden schonend.
Als
sich der Tumult des Stoßtrupps im Hause etwas gelegt hatte und
noch bevor die Herrschaften sich zu organisieren und über die weitere
Vorgehensweise zu einigen vermoch-ten, wurden sie von unseren Freunden
erst einmal diskret, aber nachhaltig darum ersucht, sich auszuweisen
denn man wollte ja wissen, wer die Gesandten im einzelnen waren
und mit welchem jeweiligen Spezialauftrag man hier zu rech-nen hatte,
denn jeder sieht ja eine solche Hausdurchsuchung von seiner Seite: der
lokale Polizist interessiert sich für den örtlichen Kriminellen,
der überregionale Kriminalbeamte interessiert sich schon für
die schwereren Jungs, und erst der Beamte aus dem landesweit gegen alle
Aufsässigen agierenden Landeskriminalamt von Baden-Württemberg
interessiert sich ganz sicher speziell für den nationalen Terroristen
wobei es auch schon Gerüchte gibt, daß sich die Landeskriminalpolizei
von Baden-Württemberg für einen aktiven, gesamteuropäischen
Einsatz zur Bekämpfung Andersdenkender interessiert.
Ja
und der Repräsentant des Staatsschutzes, der hat immer nur in seinem
einen Auge den Staat und in seinem anderen den Demokraten, der den Staat
gefährdet.
Und das alles muß er dann auch noch unter einen Hut bringen.
Der
Staatsanwalt schließlich schwebt dann über allem wie
die geheime graue Eminenz.
Wo die Kriminalpolizei auf allen Ebenen nur ihre unintelli-gente stupide
Vorarbeit leistet, Beschattungen, Beobach-tungen, Feststellungen, Namen,
Dokumente, Beweismittel, Zeugenaussagen, Tatwerkzeuge, da stützt
sich der Staats-anwalt neben diesen kleinen Routinesachen auf sein politisch-strategisches
Wissen; denn er erhält von hier Winke und von dort
Anrufe und von da Ermäch-tigungen und weiß auf
diese Weise, wer hier im einzelnen seine Machtpositionen gefährdet
sieht und gesichert haben will.
Der
Kriminalpolizeieinsatzleiter rief immer nur seine Leute zur Ordnung,
indem er ihnen penetrant einzureden versuchte, sie sollen sich nicht
ausweisen er selbst habe das doch wohl schon zur Genüge
getan.
Es war ja eigentlich auch verständlich: dem konzertierten Stab
ging es ja letztendlich auch nur darum, bei anderen festzustellen.
Nachdem
schließlich die gegenseitigen Formalitäten ausge-tauscht
waren und man sich gegenseitig in die Ausweise und tief in die Augen
geschaut hatte
und nachdem auch noch gleichzeitig mehrere mitgeführte Lederjacken
durchs ganze Haus geflitzt waren immer von mindestens einem unserer
Mitarbeiter verfolgt und in allen Stockwerken und Räumen
nach weiteren versteckten Personen gesucht hatten , einigte man
sich zu ebener Erde des Hauses auf die Hausdurchsuchung, und so suchte
ein jeglicher nach seiner Art bzw. nach der Art seiner Dienststelle
nach bestem Wissen nach all dem, was er sich so intensiv erhofft hatte.
Im
großen Geschäftszimmer wurden erst einmal von einem Staatsschutzagenten
pauschal alle Personalien aus den Reisepässen und anderen Dokumenten
abgeschrieben wobei auch Familienstände und Berufe ergründet
wurden.
Von
der kleinsten Umkleidekammer über die verwinkelte Atombunkeranlage
bis zu unserer Druckerei wurde alles auf den Kopf gestellt, durchgewühlt,
untersucht wurden die privaten Briefe gelesen, Schmuckkästchen
analysiert, selbst das Innere der Wäsche in den Schubladen der
Schränke nicht ausgelassen.
Großes Interesse fanden auch die vielfältigen Disketten der
Computer, aber auch jedes einzelne Schriftstück der vielen Ordner
jede kleine Notiz!
Märchenordner
wurden gelesen, Damenschränke, selbst Druckerfarbbänder wurden
untersucht, Handtaschen durch-stöbert, Bücher auf dem Nachttisch
gelesen und selbst von Musterstrumpfkollektionen bis hin zu Computerhand-büchern
alles analysiert.
Und immer wieder wurde nach Adressen gesucht genauer: nach Mitgliederkarteien
bzw. -dateien.
Und
diese ganze Aktion geschah unter dem scheinheiligen Vorwand: für
die besagten Veröffentlichungen die Verant-wortlichen herauszufinden
obwohl ja gerade dies Bestand-teil der Veröffentlichung
und somit allgemein bekannt war. |